Der Antagonist ist der Gegenspieler der Hauptfigur. Er hindert den Protagonisten daran, sein Ziel zu erreichen. Über die verschiedenen Arten der Antagonisten haben wir bereits einen Beitrag verfasst, deshalb möchten wir hier gar nicht zu weit ausholen. In diesem Beitrag zeigen wir eine neue Sichtweise: eigentlich ist der Antagonist der wichtigste Helfer des Protagonisten.
Der Antagonist als wichtigster Helfer
Der Antagonist als eigener Held
Gute Antagonisten haben eine nachvollziehbare Motivation. Diese Motivation - ihr eigenes Ziel - macht Antagonisten aus ihrer Sicht zum Helden ihrer Geschichte. Der Protagonist des Lesers wird dabei zum Antagonisten, denn er hindert ihn daran, sein Ziel zu erreichen. Pure Boshaftigkeit ist selten der Beweggrund. Es ist eher die verklärte Weltansicht der Antagonisten, die dem Leser als verrückt und böse erscheinen, doch für die Figur selbst ist sein Handeln vollkommen logisch und nachvollziehbar.
Man sollte beim Schreiben niemals vergessen, dass jede Geschichte zwei Seiten hat und man nicht immer gut und böse klar voneinander trennen kann.
Teilweise werden von den Antagonisten moralische Grenzen überschritten, die in unserer Gesellschaft als allgemeingültig gesetzt sind, aber für die Figur keinerlei Bedeutung haben. Dadurch wird er nicht automatisch böse, sondern erhält vielmehr eine eigene Denkweise, die für viele nicht nachvollziehbar ist und dadurch böse scheint.
Der Antagonist als heimlicher Held
Sind wir doch mal ehrlich: wäre Frodo für uns ein Held, wenn er weiter im Auenland gelebt hätte? Oder Harry Potter, der glücklich in seiner Familie aufwächst? Wie ist es mit einem Sherlock Holmes, der pfeiferauchend und geigespielend in seinem Zimmer sitzt?
Sowohl in der Literatur als auch in Film und Fernsehen gibt es unzählige solcher Beispiele. Entfernt man den Antagonisten, entfällt der Konflikt und unsere Hauptfigur lebt ihr altes (meist langweiliges und durchschnittliches) Leben, ohne sich jemals ändern zu müssen.
Wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es also der Antagonist, durch den der Held erst zum Held werden kann. Ohne Bösewichte kann es keine Helden geben.
Der Antagonist als wahrer Held
Genau genommen kann man sogar noch einen Schritt weiter gehen, denn nur dank des Antagonisten muss der Held seine Komfortzone verlassen und seine Ängste überwinden.
Er ist der Grund, weshalb Höhenängste überwunden, Kampfkünste erlernt und Selbstzweifel besiegt werden.
Er fordert den Helden auf immer neue Weisen heraus und lehrt in eine Lektion nach der anderen, bis der Protagonist schließlich in der Lage ist, seinen Gegenspieler zu besiegen.
Der Antagonist ist also quasi eine Art Coach (auch wenn die meisten das sicherlich nicht so gerne hören werden) und wird damit zum wichtigsten Helfer unseres Helden.